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Der Morgenstreich

Jeder Tag der Sanfermines beginnt mit der Musik des Morgenstreichs, des Weckrufs. Um 6.45 Uhr morgens steht die städtische Musikkappelle „La Pamplonesa“ bereit, um die Anwohner der Straßen der Altstadt mit den bekanntesten Morgenstreich-Liedern zu wecken. Auch militärische Musikgruppen, Dudelsackgruppen und Txistu-Kapellen nehmen an dem Umzug teil. Gemeinsam ziehen sie zum Klan energischer Melodien durch die Straßen, um bei Tagesanbruch erneut zum Rathaus zurückzukehren.

Diese morgendlichen Klänge sind eine über hundertjährige Tradition. Seinerzeit regte die Zeitung „El Eco de Navarra“ an, die Anwohner eine Stunde vor dem encierro mit den Melodien einer durch die Straßen ziehenden Musikkapelle zu wecken. Die Stadt nahm diesen Vorschlag auf und am Morgen des 7. Juli 1876 erklang der erste Sanfermin-Weckruf. Die Musik lieferte damals die Kapelle von La Meca, wie das Casa de Misericordia, eine karitative Institution für ältere Menschen, in Pamplona genannt wird. Sie zog alleine durch die Straßen, bis sich ihr zwei Jahre später die Militärkapelle des Regiments von Gerona anschloss. Im Jahr 1880 kamen zwei weitere Militärkapellen hinzu. Erst seit Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts wird der Weckruf von der städtischen Musikkapelle „La Pamplonesa", der Militärkapelle, der Txistu-Kapelle und den Dudelsackbläsern durchgeführt.

Das neue Jahrhundert bring auch ein neues Repertoire dieser morgendlichen Veranstaltung. Während im 19. Jahrhundert „Volksweisen“ die Anwohner weckten, wurde mit dem 20. Jahrhundert ein Repertoire aus vier Melodien erstellt: die „Eins“, die „Zwei“, die „Drei“ und die „Vier“. Es sind Melodien unbekannter Komponisten, die von Silvano Cervantes instrumentalisiert wurden. Die erste dieser Melodien, die bei einem Weckruf gespielt wurde, war die "Zwei“, die den Namen „Aurora“ erhielt. Auch heute noch erfüllen die Weckrufe (dianas) ihre Aufgabe, die Bewohner zu wecken und einen neuen Festtag einzuleiten. Auf alle, die an diesem morgendlichen Konzert teilnehmen, wartet ein heißes Süppchen, das vor dem Beginn des Stierlaufs verteilt wird.

Die Sanfermines wären ohne die Musik undenkbar, sie bildet den Soundtreck der Fiestas. Einige dieser Kompositionen sind sogar über die Grenzen hinaus bekannt geworden. Was die Weckruf-Melodien angeht, ist dies bei dem beliebten Reim: „Quinto levanta, tira de la manta...“ der Fall. Es handelt sich um fröhliche Rhythmen militärischen Ursprungs. „La Pamplonesa“ beginnt im Morgenstreichrhythmus: die Eins, die Zwei, die Drei und eine Vierte, die auch den Namen La Gacela trägt. Dabei wird die Kapelle von Menschen umringt, die die Melodien mitsingen.

Vom Rathausplatz aus werden die Musiker von einer großen Anzahl Musikbegeisterter und Schaulustiger auf ihrem morgendlichen Umzug begleitet. Sie singen die Lieder, die typisch sind für diesen Moment, mit den Reimen "Churros, churros" oder "Todos los curas suelen venir...". Immer mehr Menschen schließen sich dem Musikzug an, während er unter anderem durch die Straßen Navarrería, Pozoblanco, Zapatería, Calceteros, Recoletas, Taconera, Mañueta der Altstadt zieht. 
Die Kapelle spielt unermüdlich die Lieder, die von dem Menschen gewünscht werden, sobald auch nur kurz ein Moment der Stille eintritt. Selbst eher unsinnigem Verlangen, „Die Drei!, Die Fünf!“ versuchen die Musiker dabei so gut sie können nachzukommen. Der Morgenstreich hat etwas von einem improvisierten Konzert inmitten gut gelaunter Stimmung, das die Gemüter auf den beginnenden Tag vorbereitet. Nach dem Umzug, der jedem Tag einer anderen Route folgt, kehrt die Gruppe wieder zum Rathaus zurück.